Was will die Stiftung?

Jede Krankengeschichte unterscheidet sich, keine ist gleich wie die andere. Übereinstimmende Symptome verleiten uns zur Annahme, es liege eine gleichlautende Geschichte vor, und es lasse sich eine allgemeingültige Therapie wiederholen. Da diese Annahme für die Symptome korrekt und für die Krankengeschichte falsch ist, beziehen sich gängige Therapien stets auf Symptome bzw. Krankheitsäusserungen und nicht auf eine Diagnose der Krankheit des jeweiligen Patienten.

Wenn wir lange genug darüber nachdenken, und wenn wir unsere Praxis dahingehend ausrichten und nicht einfach eingetretenen Pfaden folgen, dann kommen wir zu einer anderen Wissenschaft. Das für die Stiftung Paracelsus heute massgebende Andere liegt darin, dass wir nicht auf die Krankheit schauen, sondern auf den Zustand des Patienten und wie er insgesamt funktioniert. Etwas einfacher gesagt, auf sein Gesundungsvermögen, und wie es zu stärken ist. Es geht um den Willen zu leben, um die Widerstandskräfte von Körper und Geist, die den Fährnissen entgegen halten. Wie einem geschickten Steuermann, der nicht direkt auf den Anlegeort zuhält, sondern vor- oder nachhält - je nach der Strömung und Windverhältnissen - geht es dem verstehenden Arzt darum, nicht auf die Symptome zu reagieren, sondern auf Zustand und Kondition des Patienten, die sich hinter den Leidenszeichen und Symptomen verbergen und signalisieren, wohin zu steuern ist.

Pathogene (krankmachende) und salutogene (gesundmachende) Prozesse sind in einem sensiblen, kaum erforschten Wechselspiel. Unsere Vision ist es, das natürliche Wechselwirken von Krankheit und Gesundheit immer tiefer zu durchdringen und besser zu verstehen. Die daraus gewonnenen neuen Begriffe, Therapien und Medizin sollen die einseitige, ineffizient gewordene Beschränkung auf die Bekämpfung von Pathologien (Krankheitsäusserungen) überwinden.

Dazu braucht die Medizin eine neue Nosologie mit einer Klassifikation des Gesundungsvermögens.


Der Stiftungszweck

Die Stiftung Paracelsus heute wurde 1993 zum 500. Geburtstag des in Einsiedeln geborenen Arztes Theophrastus Bombastus von Hohenheim, bekannt als Paracelsus, gegründet.

Statuten:
Zweck der Stiftung ist es, das Werk von Paracelsus - seine Kritik der scholastischen Akademien und seine Entdeckung, Entwicklung und Integration systemfremder Heilmethoden - zu aktualisieren. Die Stiftung fördert eine kritische Überprüfung von Praktiken der konventionellen Medizin sowie eine Erweiterung der Heilkunde durch den kritischen Einbezug unkonventioneller Heilmethoden. Dabei ist die Wirkung einer Therapie auf die Lebensqualität ein entscheidendes Leitkriterium.

Hintergrund: Paracelsus war ein Arzt des Mittelalters. Es ging ihm nicht darum, eine neue Medizin zu schaffen. Er wollte vielmehr die alte Medizin der hochscholastischen Blütezeit vor der zunehmenden Sophisterei und dem blossem Buchstabenwissen des späten Mittelalters retten. Die Gelehrten-Medizin des späten Mittelalters plagte die Menschen mehr als sie heilte. Wie auch der Zeitgenosse Luther keine neue Kirche wollte, sondern die Wiederherstellung der Wahrheit des Glaubens und der Religion. Die Wahrheit als Wahrnehmung durch das eigene Erkennen (und die Eingebung Gottes). Der erfahrene klinische Blick kann religio und Geisteskraft als physiologische Vorgänge erkennen (die alte chinesische Medizin spricht von "Herz-Nieren-Verbindung" und vom Yang). Paracelsus erkannte dadurch das Gesundungsvermögen, das salutogenetische Potential für eine Genesung, die durch eine ängstliche Medizinlehre verhindert wird.


Statuten:
Die Stiftung fördert Bestrebungen, diagnostische, therapeutische und präventive Interventionen der modernen Medizin zu identifizieren und in Frage zu stellen, welche lediglich auf theoretisch-akademischen Überlegungen beruhen, ohne dass deren praktischer Nutzen durch kontrollierte Studien belegt ist. Zudem sollen wirksame Heilphänomene und Heilwirkungen identifiziert und kritisch untersucht werden, die auf unkonventionellen Theorie-Systemen beruhen. Dadurch soll die Wissenschaft und Praxis der Medizin erweitert und deren Effizienz gesteigert werden.

Hintergrund: Die moderne Medizin ist keine Wissenschaft des nachhaltigen Nutzens und kennt keine physiologische Lehre langfristiger Gesundheit. Denn die Widerstandskräfte und das Gesundungsvermögen des Patienten lassen sich nicht durch apparative Untersuchungsergebnisse feststellen. So passiert es, dass wir heute apparative Untersuchungsergebnisse behandeln, ohne gute Kenntnis über die Auswirkungen auf den Patienten und seine langfristige Gesundheit zu haben - und auf sein Gesundungsvermögen. In den meisten Fällen wissen wir nicht, ob wir mit moderner Medizin der langfristigen Gesundheit mehr nützen oder schaden. Pathologien suchen, entfernen oder unterdrücken, gleicht immer mehr einer abergläubischen Beschäftigung, medizinische Korrektheit herzustellen, die unser Sterbenmüssen aus Aug' und Sinnen verbannen soll. Wie der spätmittelalterliche Ablasshandel. Schützen und stärken wir hingegen das Yang, die Widerstandskraft der alten chinesischen Medizin, dann bekommen die Gesundungskräfte wieder die Oberhand. Krankheiten werden "stumm".


Statuten:
Eine besondere Rolle spielt bei den Bestrebungen der Stiftung die junge Disziplin der Klinischen Epidemiologie, die als übergreifende wissenschaftliche Disziplin über den verschiedenen Krankheitstheorien steht. Die Klinische Epidemiologie hält die methodischen Grundlagen für die kontrollierte Beobachtung und empirische Überprüfung von Heilwirkungen sowie für einen disziplinierten wissenschaftlichen Disput bereit.

Hintergrund: Auf der Klinischen Epidemiologie beruht die Evidence-based Medicine. Soweit diese nicht dem Trugschluss verfällt, evident und relevant sei nur, was scholastisch korrekt untersucht sei, offenbart sie den fraglichen Nutzen vieler heutiger Medizin. Die internationale Cochrane Collaboration wurde wie die Stiftung 1993 gegründet, pflegt die systematische Beurteilung medizinischen Wissens und zeigt auf, dass etablierte medizinische Massnahmen in vielen Fällen keinen klaren Nutzen haben (z.B. auch das Cholesterinscreening und die Brustkrebs-Früherkennung). Die Klinische Epidemiologie verfolgt in erster Linie das genaue Hinterfragen, worauf es bei medizinischen Massnahmen am Schluss ankommt (ankommen sollte). Medizinische Wirkungstheorie ist sekundär geworden, es zählt die die Relevanz der Wirkung. Der inzwischen verstorbene Yale-Professor Alvan Feinstein hat mit der Begründung der Klinimetrie die Richtung gewiesen, mit der das Leiden des Patienten - vor kosmetischen Normalisierungen von Pathologien - die Orientierung der Medizin bestimmt (bestimmen sollte). Er war an zwei Einsiedler Symposien dabei.


Statuten:
Die Stiftung ist offen für eine Zusammenarbeit mit geeigneten Universitäten bzw. Universitäts-Instituten.
Die Stiftung will ihren Zweck durch die Durchführung wissenschaftlicher Tagungen, durch eigene Forschung, gegebenenfalls durch die Gründung wissenschaftlicher Institute und von Institutionen zur Gesundheitsversorgung sowie mit anderen zweckdienlichen Mitteln verfolgen.
Die Stiftung will die zur bestmöglichen Erfüllung des Stiftungszwecks benötigten Mittel beschaffen.


Vision und Auftrag

Die Stiftung hat sich der Aufgabe verschrieben, das Fundament einer neuen ärztlichen Praxis zu zeichnen, die eine zeitgemässe, auf die Gesundung orientierte Praxis und Wissenschaft ermöglicht. Unsere Vision ist die Ablösung der ineffizient gewordenen Beschränkung auf die Bekämpfung von Pathologien (Krankheitsäusserungen). Das ist kein einfaches Vorhaben und es braucht Energie und einen langen Atem, um aus der Vision eine Wirklichkeit zu machen. Doch erste Schritte sind getan und motivieren uns, weiter zu arbeiten.

Wir laden Sie ein, mitzutun und sich für eine zeitgemässe ärztliche Praxis und medizinische Wissenschaft einzusetzen.