Viel trinken schwächt
 
Von: "Johannes Schmidt" schmidt@paracelsus-heute.ch
An: "Eitner, Alexander" a.eitner@karger.de
Gesendet: Sonntag, 16. Oktober 2011 16:23
Betreff: Lieber nicht viel trinken - SZG
 

Sehr geehrter Redaktion der SZG (Schweiz. Zeitschrift für Ganzheitsmedizin),

In unserer Praxis hängt im Warteraum ein Blatt "Viel trinken schwächt das Lebensfeuer".
http://www.paracelsus-heute.ch/cms/praxis/ernaehrung/index.php

Gut, dass die SZG das Thema des Trinkens aufgreift.

In der Chinesischen Medizin haben wir mit der Zungen-Inspektion einen guten Gradmesser für den Nässezustand des Körpers, und bei den weitaus meisten Patienten findet sich zuviel Nässe im Körper. Also zuviel Wasser. Nässe ist ein dicker Freund der Kälte, wird also durch innere Kälte aufgrund des heute epidemisch gewordenen Yang-Mangels begünstigt.

Auch die Komplementärmedizin folgt oft dem Trend des Zeitgeistes, Symptome und Krankheitsäusserungen "kalt zu stellen". Viel trinken fördert indes vorzeitige Greisenkälte mit nächtlichem Wasserlösen. Das "Kaltstellen" ist sehr beliebt, weil es eine schnelle Wirkung hat. Auch antioxidative Vitamine, Algen, Soya, Misteln, Quarkdiäten und andere Yin-Mittel sind Symptomen-"Kalsteller", wodurch der Körper - nach einer möglichen Scheinbesserung - immer mehr in der Kälte und Nässe erstickt und dabei heiss läuft.

Wärmen, Yang-Aufbau hat hingegen keine schnelle Wirkung und dauert immer mehrere Jahre. Bis Nässe und Kälte überwunden werden. Solch langsame Wirkungen liegen nicht im Trend des Zeitgeistes, sie sind aber die einzige Möglichkeit, dem Körper wieder Widerstandsfähigkeit und Gesundungsfähigkeit zurückzugeben, wobei erste Wirkungen früher sichtbar werden: Bessere Verdauung, besserer Schlaf, mehr innere Wärme.

Im belebten Leben ist Trockenheit nicht ein Mangel an Wasser, sondern Mangel an Dampf. Und chronische Entzündungen entstehem aus Kälte und allenfalls Nässestau. Trockenheit und Entzündungen sind deshalb mit Feuer und nicht mit Wasser zu behandeln (d.h. mit Feuer/Yang, das Bewegung bringt und Dampf macht, und evt. soviel Wasser/Yin, dass das Feuer/Yang nicht erstickt wird).

Als ich noch ein Kind war, sagte noch jedermann: "Trink nicht so viel, es macht nur Durst!" Die Zeit und die Menschen waren ruhiger und spürten, dass viel Trinken kühlt und den befeuchtenden Dampf zum Versiegen bringt. Yang, d.h. Geist, Kraft, inneres Feuer sind nicht apparativ messbar. Aber für den geübten Arzt gut erkennbar. Unsere Patienten lernen und spüren in der Regel, dass sie mit weniger Trinken (v.a. am Abend) wieder gesünder und vitaler werden.

Mit freundlichen Grüssen

Dr. med. Johannes G. Schmidt
Allgemeinmedizin, Altchinesische Medizin,
Klinische Epidemiologie (Nutzensbeurteilung)
Praxiszentrum Meinradsberg
http://meinradsberg.com
Stiftung Paracelsus heute http://paracelsus-heute.com
Ilgenweidstr. 3 CH-8840 Einsiedeln/Schweiz
siehe auch:
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