Schon wenig Alkohol verursache Krebs - die EPIC-Studie

Die grosse Europäische EPIC-Studie - publiziert 2011 - will aufgedeckt haben, dass schon wenig Alkoholgenuss Krebs erzeugen soll.

Die Schweizer Fachstelle für Alkoholfragen spricht umgehend vom Beweis der Schädlichkeit jeglichen Alkohols und möchte mit Schulung und Preiserhöhungen dem Alkoholkonsum entgegenwirken. Auch die Krebsliga ist sofort dabei, weil ihr jeder falsche Anschein einer Krebsverhütungs-Möglichkeit eine neue Angst-Kampagne rechtfertigt. Und natürlich die WHO. (Ich kenne die WHO übrigens aus meiner Studentenzeit, denn ich war als Vertreter der Internationalen Föderation der Medizinstudenten Teilnehmer an WHO-Expertentreffen. Heute ist mir die Haltung etwas peinlich, die man an solchen internationalen Treffen pflegt: "Wir könnten in der Welt so viel gutes tun, wenn die provinziellen Widersacher zu Hause nicht so uneinsichtig wären." Mit Hilfe des Staates soll eine illusionsbehaftete, ungesunde und oft kostspielige medizinische Weltverbesserung erzwungen werden.)

Die EPIC-Studie ist eine Kohortenstudie, sorgfältig durchgeführt, und sorgfältig ausgewertet. Die Autoren weisen auf die Einschränkungen bei der Beweislage hin, die Studien dieser Art innewohnen (die Studie hätte sonst nicht im renommierten British Medical Journal veröffentlicht werden können): "Wenn wir von der Kausalität der Zusammenhänge ausgehen", schreiben die Autoren, "dann lässt sich ein dosisabhängiger Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebshäufigkeit schon bei kleinsten Mengen aufzeigen". Das ist der Punkt: Weil eine Kausalität der Zusammenhänge offen und unwahrscheinlich ist, lässt sich der dosisabhängige Zusammenhang auch nicht aufzeigen. Kohortenstudie bedeutet, dass die Studienteilnehmer zu einem gewissen Zeitpunkt in die Studie eingeschlossen und einige Jahre nachbeobachtet werden. Dabei werden Daten gesammelt - Angaben zum Alkoholkonsum sowie die später im Verlauf der Studie aufgetretenen Krebsdiagnosen. In einer derartigen Studie bleibt die Frage der Kausalität der gefundenen Zusammenhänge immer ungelöst, wie jeder wissenschaftlich und methodisch geschulte Mediziner weiss. Denn die gefundenen Zusammenhänge können durch sogenannte Störfaktoren oder ein Confounding (deutsch: Durcheinander und Konfusion, fachbegrifflich Konfundierung) entstanden sein.

Dabei lautet die entscheidende Frage: Sind Menschen, die Alkohol konsumieren, ansonsten genau gleich wie Menschen, die keinen Alkohol trinken? Jedermann weiss, dass dies nicht der Fall ist. Zwar hat man sich in der EPIC-Studie bemüht, weitere persönliche Merkmale zu erfassen und in die statistische Gleichung einzubeziehen, also eine bereinigte (adjustierte) Analyse vorzunehmen. Wie immer, sind aber unbekannte und nicht berücksichtigte Störfaktoren im Spiel, sodass man Kausalität deshalb epidemiologisch nur in kontrollierten Studien mit identischen Vergleichsgruppen einigermassen sicher beweisen kann. Kohortenstudien können manchmal sogar das Gegenteil aufzeigen, von dem was wahr ist. Dass kleine Mengen von Alkohol Krebs fördern sollen, kann diese Studie also keineswegs aufzeigen. Und es macht auch keinen Sinn.

Dass alles gleichzeitig Gift und Heilmittel ist, abhängig von der Dosis und den Gegebenheiten, wird gerne vergessen. Eine Null-Dosis alles Bösen und eine Überdosis des Guten, genau das ist der scholastische Irrtum der heutigen Präventivmedizin. Sie redet zwar akademisch, gibt ihren Weltverbesserungs-Drang aber meist zu unrecht als Wissenschaft aus. Zuverlässiger ist der Volksmund, der weiss, dass des Guten zuviel nicht gut ist. Ein massloser Antialkoholismus ist so wenig gut wie zuviel Alkohol. Gerade vom Alkohol weiss jeder Pfadfinder-Bub, dass die Dosis die Wirkung verändert - ins Gegenteil: Mit etwas Schnaps können wir das Feuer entfachen, aber zuviel Schnaps löscht das Feuer aus. Mit dem "Verbrennen" der Nahrung gewinnen wir täglich Kraft. "Feuerwasser" wirkt wie Feuer in kleinen Mengen und stärkt das Verdauungs- und Lebensfeuer, in zu grossen Mengen wirkt es wie Wasser und löscht das Feuer. Entscheidend ist das Verhältnis, die Dosis. So trinken laut der EPIC-Studie Nordeuropäer öfters Alkohol als Südeuropäer, was Sinn macht. Im Norden ist es kalt, und moderat Alkohol wärmt und tut gut. Ein Schnäpslein etwa vor dem Schlafengehen wärmt und löscht den Durst. Es verhindert das nächtliche Wasserlösen, das ein Zeichen von Greisen-Kälte ist. Diese kommt heute ungünstigerweise schon bei jüngeren Leuten vor, die "gesundheitsbewusst" viel Wasser trinken und auf andere Weise ihre Kräfte zerstreuen und kaltstellen. So haben die meisten Menschen heute zu viel Wasser im Körper. Ein Schnäpslein am Abend bringt das Wasser zum Dampfen und befeuchtet bis nach oben. Es löscht deshalb den Durst und fördert durch die Wärme den Schlaf. Kälte hingegen hält wach. Guter Schlaf und gute Erholung bedeutet natürlich eine bessere Abwehr gegen Krebs.

Aber nicht alle Menschen sind gleich. Sind die Willenskraft und das Masshalten schwach, dann wird die angenehme und gesunde Wirkung des Alkohols in übertriebenem Mass gesucht, was dessen Wirkung ins ungesunde kippen lässt. Liegt die Konstitution einer "gestaut-hitzigen Leber" vor, braucht es wenig Alkohol, damit "feuchte Hitze" im Körper überhand nimmt, welche die konstitutionell anfällige Leber schädigen kann. Es gibt viele Leute, die aufgrund dieser Veranlagung Alkohol nicht gut vertragen und aus einem richtigen Gespür heraus meiden. Ihr vergleichsweise starkes "innere Feuer" macht sie von Natur aus langlebig. Daneben gibt es wieder andere mit "innerer Kälte" aufgrund eines schwächeren Feuers, die gerne moderat Rotwein und Schnaps trinken, und ihr mangeldes "innere Feuer" hält dank Alkohol-Genuss länger. Eine schwache Willenskraft hingegen zeigt eine allgemeine Lebensschwäche und schwächere Widerstandskraft, was auch eine grössere Anfälligkeit für Krebs bedeutet. Und so werden wir bei übermässigem Alkoholkonsum bei willensschwachen Menschen mehr Krebs sehen, wobei nicht bloss der im Übermass eingenommene Alkohol, sondern die schwächeren Widerstandskräfte die Ursache sind.

Also: Alkohol ist seit altersher Spiritus, also Geist, Geisteskraft, Widerstandskraft. Das wussten nicht nur die Klöster schon immer, auch die Ärzte hatten früher Wein und Schnaps verordnet. Wir finden (1) willensstarke und innerlich "warme" Menschen, die ihren Alkoholkonsum gut steuern können und wenig Alkohol trinken. Wohnen sie in einem kalten Klima, brauchen sie etwas mehr Alkohol, um ihre innere Wärme zu halten. Diese Menschen bleiben von Natur aus ohne Alkohol gesund, besonders im warmen Klima, wo schädigende Kälteeinflüsse geringer sind. Wir finden daneben (2) Menschen mit einem konstitutionell schwächeren Nierenfeuer und schwächerer Widerstandskraft, die regelmässig Alkohol gut brauchen können, aber trotz Alkoholkonsum etwas weniger widerstandsfähig bleiben - auch gegen Krebs. Und wir finden (3) Menschen, deren Willenskraft nicht ausreicht, ein gesundes Mass an Alkoholkonsum zu wahren. Diese sind unabhängig vom Alkoholkonsum schon krankheitsanfälliger. Diese wirklichkeitsnahe Betrachtung zeigt - ohne Anspruch als bewiesen zu gelten -, wie die Ergebnisse der EPIC-Studie auf andere Weise schlüssig interpretierbar sind. Sie steht dem voreiligen "Beweis", selbst moderater Alkoholkonsum sei schädlich, entgegen.

Letzlich sind der normierte Mensch und normierte "gesunde" oder "schädliche" Mengen die praxisfremde Fiktion eines Akademismus, der mit Statistik und Durchschnitts-Wahrheiten um sich wirft, die statistischen Grundlagen aber nicht ganz versteht. Der medizinische Weltverbesserer darf angesichts des statistischen Unwissens deshalb nicht nur die wenigen richtig positiven Problemfälle, sondern auch die viel häufigeren falsch positiven Schein-Problemfälle beglücken. Weil wir dem schriftgelehrten Akademismus alles glauben statt genau hinzusehen. In der realen Welt gibt es nämlich immer die vier Felder der sogenannten Vierfelder-Tafel, die dem guten Statistiker bekannt sind:
A) Richtig positive = Alkohol, der individuell der Gesundheit schadet
B) Falsch positive = Alkohol, der individuell gesundheitsfördernd ist
C) Falsch negative = individuelle Gesundheitsbeeinträchtigung trotz Abstinenz
D) Richtig negative = individuelle Gesundheit dank Abstinenz.

Gespür und Lebenserfahrung ergibt mehr Wissen über Alkohol als akademische "Studien", die keine vernünftige Auswertung zulassen und eine akademisch-statistische Verdunkelung der Realität bewirken: Moderat Feuerwasser ist Feuer und stärkt den Geist, zuviel Feuerwasser ist Wasser und löscht das Feuer und den Geist, es benebelt. Die EPIC-Studie ist methodisch nicht in der Lage, dieses alte Wissen zu widerlegen. In der EPIC-Studie selbst wird die methodisch unzulässige Schlussfolgerung, kleine Mengen Alkohol würden Krebs verursachen, denn auch mehr oder weniger vermieden. Erst die Weltverbesser aus den Gesundheits- und Präventions-Ligen und der WHO hausieren mit dieser unbewiesenen Behauptung, damit sie die Welt vor Krebs retten und sich wichtig nehmen können - das ist für sie schon "Beweis" genug. Dabei wird sogar übergangen, dass in anderen grossen Studien gleicher Art gezeigt wurde, dass moderate Alkohol-Mengen mit einer geringeren Gesamtsterblichkeit verknüpft sind. Auch diese Studien sind anfällig auf Confounder und können einen ursächlichen Zusammenhang ebensowenig sicher beweisen. Sie zeigen jedoch deutlich, dass die EPIC-Studie nicht für bare Münze genommen werden kann; der Kampf gegen moderaten Alkoholgenuss würde die Sterbefälle insgesamt ja erhöhen, wären die "Beweise" aus Kohortenstudien (wie der EPIC-Studie) wahr. Die Präsentation von Krebsdaten, ohne gleichzeitig die Gesamtmortalität darzustellen, ist die zum Normalfall gewordene, kritiklose und alarmistische Pseudo-Wissenschaft der Präventivmedizin und der Einzelkrankheits-Ligen.

Das Hausieren mit Einzelkrankheiten ohne Berücksichtigung der Gesundheit insgesamt ist eine wachsende Krankheit der modernen Medizin. Dies hat mittlerweile negative Auswirkungen auf die Gesundheit.